Wer sich mit der „Marimba“ beschäftigt, muss sich neben der Spieltechnik für das melodisch-harmonische Schlaginstrument zugleich auch mit dem „Zwölftonsystem“ auseinandersetzen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde „ein kultureller Schatz“ mit ebenso vielgestaltiger wie faszinierender Musik aus diesem System (mehr im Artikel: „Marimba · Dreiklang-Übungen“) herausgearbeitet – sowohl komponiert als auch improvisiert.
Ein Verständnis der Logik von „Akkorden“ (der Zusammenklang mehrerer Töne wie z.B. „Dur“, „Moll“ oder „vermindert“) ist für die Musik mit dem Zwölftonsystem eine wichtige Grundlage und der Umgang damit gehört einfach zum Handwerk des Musikers.
Durch das Spielen der Dreiklänge trainiert man ganz nebenbei auch das Gehör, bekommt ein gutes Ohr für die Umkehrungen der Akkorde und lernt das Instrument beim Arbeiten mit dem „Quintenzirkel“ wirklich gut kennen.
Bei der Konzeption der Übungen, wie denen zur „Unabhängigkeit“ der Hände, diente mir ein kompositorischer Mechanismus als Vorlage, der besonders häufig bei der Musik von „Johann Sebastian Bach“ anzutreffen ist.
Das melodische Motiv wird von einer Stimme gespielt, während die andere harmonisch passend begleitet. Dann werden die Motive einfach getauscht, so wie etwa bei den zweistimmigen Inventionen oder den Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier.
? Nimm eine Figur und spiele sie* durch den „Quintenzirkel“ · Viel Spaß !
Artikel: 1) „Üben verändert …“ mit dem Text vom 2) „Üben-Rap“ als Film zum Mitrappen
* Das hört sich schlimmer an, als es ist. Man muss sich den „Quintenzirkel“ nur einmal „richtig anschauen“ und verstehen, danach geht vieles leichter.
Dreiklang-Übungen (Seite 1-2)
Dreiklänge – „Dur“ und „Moll“ – mit Umkehrungen (+ „Septime“ = Seite 4) und verschiedenen rhythmischen Figuren („Triolen“, „Cascara-Figur“, „8tel-Noten“) bzw. Handsätzen wie dem „Paradiddle“ gespielt.
Weil eine Melodie aus zwei Parametern („Töne und Rhythmus“) besteht, gehört eine rhythmische Figur auch beim Akkordspiel grundsätzlich dazu. Die Übungen 4a) und 4b) können mit geraden 8tel-Noten, aber auch im Shuffle-Rhythmus mit leichtem Akzent auf dem „Offbeat“ (Zählzeit + zwischen den Zahlen = 1 + 2 + 3 + 4 +) gespielt werden.
Auf Seite 5 wird die Paradiddle-Figur auch in einer verschobenen Version als „Radiddlepa“ gespielt. Die zweistimmige Notation bei 5c) und 5f) sieht zwar zunächst ein bißchen kompliziert aus, sie macht aber Sinn, weil die Aufgabenverteilung der Hände sofort zu erkennen ist.
Artikel: „Marimba · Dreiklang-Übungen“ (5. Februar 2015)
Akkord-Studien (Seite 1-4)
Der Sprung von zwei Schlägeln hin zum Spiel mit vieren, also mit zwei Mallets pro Hand, ist groß. Welcher Schlägelgriff dabei gewählt wird, spielt auch eine Rolle – zwar nicht direkt für die Musik, allerdings für das Wohlbefinden und das Empfinden des Spielers.
Jede(r) spielt mit den eigenen Händen, insofern ist es eine persönliche Entscheidung, mit welchem Griff gespielt wird. Und der Musik hört man ja wohl nun wirklich nicht an, ob sie mit einem Burton-, Stevens-, Traditional- oder Whatever-Grip gespielt wurde.
Wichtig ist das Wechseln der Abstände von zwei in einer Hand gehaltenen Schlägeln. Hier könnte man irgendwas üben, ich würde jedoch immer zuerst an Akkorde denken, weil das mit Musik sowie der Bauweise (= Zwölftonsystem) des Instrumentes zu tun hat.
Die auf Seite 1 zu spielenden „Intervalle“ (Oktave und Terz*) beinhalten fast schon die Eckpunkte des Spiels mit vier Schlägeln. Kleiner als die Terz ist nur noch die Sekunde* und die kommt auf Seite 2 ins Spiel, wenn aus einem „Dreiklang“ ein „Vierklang“ wird (Dominante mit Septime). Man muss sich mit der Logik des „Zwölftonsystems“ eigentlich genauso viel beschäftigen, wie mit der Spreizung (dem Abstand = Intervall) von zwei Schlägeln in einer Hand, daher legt man mit dem Spiel von Akkorden ein solides Fundament.
Auf Seite 3 und 4 hat die Subdominante (F-Dur) einen zusätzlichen Ton (die Sexte D) und die Parallele (D-Moll) als Optionston eine kleine Septime (der Ton C), dadurch sind die beiden Akkorde von den Tönen her identisch und es gibt ein weiteres Intervall zu spielen, die kleine Septime*, welche beim „Tritonusersatz“ (Des7) der Dominante auf Seite 3 vorkommt. Die Übungen auf Seite 3-4 sehen im Prinzip harmlos aus, es wird allerdings „richtige Denkarbeit“ daraus beim Spiel durch den Quintenzirkel. Willkommen beim Zwölftonsystem!
* Vorsicht: „Verwechslungsgefahr“. Einerseits ist die Rede von einem „Intervall im Akkord“ (Sekunde, Terz, Quinte, Sexte, Septime, Oktave), andererseits ist jedoch „der Abstand der beiden Töne“ (die mit Sternchen: Oktave und Terz*, Sekunde* und Septime*) gemeint, die bei den Übungen von einer Hand mit zwei Schlägeln gespielt werden. Ich weiß, das kann schon ein bißchen verwirrend sein. So ähnlich wie ja auch manche Marimba-Figur mit vier Schlägeln beim ersten Betrachten rätselhaft erscheinen kann.
Lineare Übungen (Seite 1-4)
Manchmal genügt schon „ein einziger Takt“ als Training, wie z.B. der erste Takt von Übung 3a), mit dem man als Figur durch den Quintenzirkel marschieren kann. Es muss nicht immer die ganze Übung gespielt werden. Auch bei Übung 4a) kann zunächst nur eine Hälfte gespielt werden, dann die andere und wenn beides gut läuft, spielt man schließlich die ganze Übung mit beiden Takten und dem Aufgabenwechsel der Hände.
Artikel: „Marimba · Lineare Übungen“ (3. November 2017)
Lineare Übungen (Seite 5-8)
Ein auf den ersten Blick kompliziertes Notenbild – wie z.B. die „Triolen“ auf Seite 6 – stellt sich vielleicht als leicht zu spielende Figur heraus, was aber auch andersherum sein kann. Bei Übung 6a) und 6b) spielen beide Hände abwechselnd und nie gleichzeitig. Deswegen sind sie bei den „Linearen Übungen“ und nicht bei den Seiten zur „Unabhängigkeit“ untergebracht, obwohl sie wegen des Notenbildes dort hinpassen würden.
Lineare Übungen (Seite 9-12)
Auch an der Marimba kommen „Paradiddle“-Figuren zum Einsatz. Auf Seite 9 ist die Schlagfolge auf die beiden Töne der Oktave und die Terz/Sekunde in der anderen Hand verteilt. In der ersten Takthälfte wird ein „Paradiddle“ gespielt, in der zweiten ein „Diddlepara“, wobei es natürlich – wie bei allen Übungen – um „Stick Control“ (= Schlägelkontrolle) geht. Ungerade Takte wie auf Seite 10 machen ebenfalls Spaß. Das Notenbild wirkt vielleicht abschreckend, aber beide Hände spielen abwechselnd und das ist nicht so schwer, wie es aussieht.
Artikel: „Paradiddle · Mit Hand und Fuß“ (5. Oktober 2017)
Tremolo-Übungen (Seite 1-6)
Das „Tremolo“ ist eine (un)kontrollierte Bewegung (= schnelle Repetition auf einem oder zwischen mehreren Tönen) und die einzige Möglichkeit, an der Marimba Töne lange auszuhalten, um die hölzernen Klangplatten – ähnlich dem Gesang oder einem Blasinstrument – zum Singen zu bringen.
Es kommt zunächst überhaupt nicht darauf an, die rhythmischen Figuren (Triolen, Sechzehntel, Quintolen, Sextolen, Septolen, usw.) genau im Tempo zu spielen, sondern vielmehr „solche Figuren denken zu können“, was am Anfang gar nicht so leicht ist. Ein Metronom würde ich später einsetzen, wenn sich ein gutes Gefühl für die eigene Hand mit der Drehbewegung des Unterarms (und damit der Schlägel) entwickelt hat.
Auch bei diesen „Tremolo-Übungen“ kann nur die Hälfte (oder nur ein halber Takt) gespielt werden, ohne die Aufgaben der Hände zu tauschen. Auf den Seiten 7 bis 9 wird das „C in Oktaven“ gespielt und in der Begleitung dazu sind die drei Dur-Dreiklänge notiert, zu denen er als Grundton, Terz oder Quinte gehört.
Die Ausdauer und physische Muskelkraft, Lockerheit und kontrollierte Geschwindigkeit entwickeln sich beim Spielen mehr oder weniger von ganz alleine. Musik ist eine Sportart und beim „Tremolieren“ gehören das Sportliche und der gefühlvolle Ausdruck zusammen, damit diese typische Spielweise überzeugt.
? Gutes Gefühl + Kontrolle + Fliegen lassen !
Wer das „Tremolieren“ souverän beherrscht – wie zweifellos „Nebojsa J. Zivkovic“, der mir dazu einmal sagte: „einfach fliegen lassen“ – wird solche Übungen natürlich nicht mehr benötigen.
Auf dem Weg dorthin, um für die Rotationsbewegung des Unterarms mit zwei Schlägeln in einer Hand „ein gutes Gefühl und Kontrolle“ (Aussage von „Jojo Mayer“ zu Schlagtechnik) zu bekommen, sind Übungen wie diese hier (oder ähnliche) mit unterschiedlichen Intervallen, Akkorden und rhythmischen Figuren allerdings sehr empfehlenswert.
Das „fliegen lassen“ ist eine gute Idee, aber um eine „kontrollierte Geschwindigkeit“ zu erreichen, sind „rhythmische Figuren“ die beste Methode. Sehr effektiv für ein ausgewogenes Training sind die ungeraden Triolen, Quintolen und Septolen, weil dabei die Schlägel im Wechsel die Figur anführen.
Artikel: „Marimba · One Handed Roll“ (4. Mai 2014)
Die Motorik allein ist nicht alles. Man muss genau so schnell hören können und bewusst wahrnehmen, wie die Schlägel flitzen. Der Schlagzeuger „Jojo Mayer“ stellt auf seiner DVD „Secret Weapons For The Modern Drummer“ deshalb eine wesentliche Frage: „How fast can you hear?“ (Wie schnell kannst Du hören?). Physisches und mentales Training gehören untrennbar zusammen und haben einen Anteil von je 50 Prozent.
Tremolo-Übungen (Seite 7-9)
Grundsätzlich könn(t)en alle Figuren, bei denen die Aufgaben der Hände getauscht werden, zwischendurch auch im „Gruppenunterricht mit zwei Spielern“ (im Duo) als Übung gespielt werden. Dabei lernen zwei Spieler gut aufeinander zu hören, weil sie im Wechsel fast dasselbe spielen – mal als Aufwärtsfigur, mal als Abwärtsfigur. Durch das wiederholte, abwechselnde Spielen der Triolen, Sechzehntel, Quintolen, Sextolen und Septolen bei diesen „Tremolo-Übungen“ lernt man diese rhythmischen Figuren zu hören und zu beherrschen und wegen der Begleitung des zweiten Spielers – bzw. der zweiten Hand bei einem Spieler mit vier Schlägeln – mit Viertelnoten die Geschwindigkeit des Tremolos immer besser zu kontrollieren.
Natürlich kann man das Spiel noch weiter treiben, denn „Nonolen“ (= „9tolen“) und sogar eine Figur mit „11“ Anschlägen ist als Übung interessant. Das werde ich nun aber nicht mehr notieren. Wer soweit vorgedrungen ist, wird am Beispiel der hier vorgestellten Übungen sicher eine Idee haben, was er/sie damit am Instrument anstellen will.
Tremolo-Übungen (Seite 10-13)
X-MEN ? MARIMBA
Tremolo-Übungen (Seite 14-17)
Während des Tremolierens das Intervall zu vergrößern und auch wieder zu verkleinern, ist motorisch eine große Herausforderung, weil man dabei – je nach Vierschlägelgriff etwas anders – umgreifen muss. Außerdem ist es eine wichtige musikalische Sache, die spieltechnisch gut erarbeitet werden sollte.
Die Übungen sollten zuerst langsam und dabei gerne sehr gymnastisch gespielt werden, um die Handstellung bei jedem Intervall bewußt wahrzunehmen und durch Wiederholung zu optimieren, bis es irgendwann wie von selber geht – unsere Hände sind begabt und speichern alle Bewegungmuster.
In jedem 2/4-Takt soll ein Intervall mit „Nonolen“ (= abgeleitet vom Wort None, also „9tolen“) tremoliert werden. Auf Seite 14 mit der rechten Hand, auf Seite 15 mit der linken Hand. Man kann jeden Takt häufiger wiederholen und allmählich von der großen Terz bis zur Oktave weitergehen oder jeden 2/4-Takt nur einmal (ohne Wiederholung) spielen. Andere Figuren wie Quintolen, Septolen, 11er (S. 16-17) oder 13er lassen sich natürlich auch mit dieser Intervallfolge spielen.
Durch die Ausführung eines Tremolos sollen die Klangplatten der Marimba ja möglichst zum Singen gebracht werden und dabei kommt es wirklich überhaupt nicht darauf an, die Figuren metronomisch genau zu spielen.
Im Gegenteil. Bei Tremolo-Figuren mit einer größeren Zahl von Anschlägen (wie 9, 11, 13 und mehr) sollte das Spiel mit fließender Geschwindigkeit (pro Intervall, auch innerhalb eines Taktes) von langsam nach schnell und umgekehrt praktiziert werden. Es geht dabei ja nicht um mechanische Rhythmus-Genauigkeit, sondern den eindringlichen Charakater einer raumfüllenden Klangfläche.
Zum Angewöhnen der spezifischen Motorik (die Rotation des Unterarms) eignen sich weichere Schlägel mit einem Gummikern, weil diese sogar leicht hochspringen und außerdem die Klangplatten der Marimba schonen.
Während bei Streichinstrumenten und beim Gesang ein „Vibrato“ mit einer Modulation der Frequenz zum Einsatz kommt, um länger auszuhaltende Töne lebendig zu gestalten, läßt sich ein Effekt ähnlicher Art mit den von sich aus nur sehr kurz klingenden hölzernen Klangplatten der Marimba im Prinzip nur mit einem Tremolo erreichen. Interessant ist allerdings, dass ein Vibrato und ein Tremolo auf ähnliche Weise wahrgenommen werden. Bei Musik geht es ja um eine emotionale Wirkung und die läßt sich mit beiden Techniken erzielen.
? Bewegung + Rhythmus + Dynamik + Motorik !
Bei verschiedenen Seminaren, Workshops oder auch beim Unterricht erleb(t)e ich immer wieder, dass es viele Spieler gibt, die keinen richtigen Ansatz haben, was sie – abgesehen von den Stücken, an denen sie arbeiten – üben könnten, um ganz allgemein ihre Spieltechnik zu verfeinern und zugleich das Verständnis des „Zwölftonsystems“ zu vertiefen.
Aus Bewegung(en) entsteht ganz unmittelbar immer auch Rhythmus mit einer bestimmten Energie (= Dynamik), was durch eine geübte Motorik kontrolliert werden kann.
MM · „UNI Vechta“ (2011)
Bei diesen Übungen, die ja auch kräftigende Gymnastik sind, geht es um Grundlagen wie die „Spreizung der Schlägel“ in einer Hand (der Wechsel zwischen Intervallen), die „Drehbewegung des Unterarms“ (Lineare Übungen und Tremolo-Übungen) oder um „rhythmische Figuren“ wie Paradiddle, Clave, Cascara, Partido Alto und „Akkorde“.
Durch die ersten acht Obertöne bildet sich ein Dur-Dreiklang* (mit kleiner Septime und None), welcher die Basis für das „Zwölftonsystem“ und daher auch dieser Übungen ist.
Manfred Menke
* Ein „Dur-Dreiklang mit kleiner Septime und None“, wie beispielsweise der „C79“ (C E G Bb D = Dominantseptnonenakkord), enthält bereits drei der gebräuchlichsten Akkordmodelle: „Dur“ (C E G = C-Dur), „Moll“ (G Bb D = G-Moll) und „Vermindert“ (E G Bb = E vermindert), die beim größten Teil der Musik, die für das „Zwölftonsystem“ komponiert oder damit improvisiert wurde/wird, eine zentrale Rolle spielen.
Unabhängigkeit (Seite 1-4)
Im Artikel „Marimba · Dreiklang-Übungen“ (5. Februar 2015) ist eine andere Version der ersten beiden Seiten zum Thema „Unabhängigkeit“ zu sehen. Die Variante mit der Triole (Seite 1) im obigen PDF finde ich allerdings reizvoller. Wer das zu kompliziert findet, kann natürlich mit der leichteren Version anfangen.
Es geht im Prinzip darum, Akkorde („Dur und Moll“) in verschiedenen Variationen zu spielen. Auf dieser Seite gibt es viele Anregungen, wie man das Üben – unabhängig von Stücken – abwechslungsreich gestalten kann. Und selbstverständlich müssen diese „Aufwärmübungen“ nicht alle durchgespielt werden.
Unabhängigkeit (Seite 5-8)
Das Verhältnis von „4 zu 3“ ist als Quartole im 3/4-Takt (Seite 5) mit Sicherheit schwerer zu entschlüsseln als die verständlichere Notationsweise (mit 8tel- und 16tel-Noten) auf Seite 6. Auf Seite 7 kommen „Sekunde“ und „Septime“ (wie schon auf Seite 4) als Erweiterung der Melodie mit ins Spiel und sollten wegen ihrer besonderen rhythmischen Position sogar betont werden. Die Figur auf Seite 8 basiert auf der „Afro-Clave“ und ist mit dem permanenten Wechsel des Intervalls (Oktave und Terz) und dem Tauschen der Aufgaben zwischen den Händen eine kraftvolle Übung.
Unabhängigkeit (Seite 9-12)
Keine dieser Übungen verwendet eine „Tonleiter“ und das hat einen Grund. Ein Akkord mit Optionstönen wie z.B. „Sekunde“ und „Septime“ auf Seite 9, die sich in der Melodie zum Dreiklang gesellen, ergibt bereits fast eine Tonleiter. Wer Akkorde und Optionstöne versteht, dem muss man keine Tonleitern erklären, weil diese von selbst entstehen.
Für die Übungen auf Seite 10 und 11 habe ich zwei charakteristische Rhythmen aus der lateinamerikanischen Musik, „Cascara“ und „Partido Alto“, verwendet. Mit den beiden Figuren macht sogar das Spielen eines einfachen Dreiklangs richtig Spaß und es wird groovig. „Töne und Rhythmus“ (= Melodie) gehören ganz einfach zusammen.
Unabhängigkeit (Seite 13-16)
Auf Seite 13 sind zwei bekannte Figuren im Einsatz. Der Akkord wird (mit Oktave und Terz) wie ein „Paradiddle“ in Viertelnoten gespielt und dazu ein Motiv, welches aus fünf Tönen besteht: der Dreiklang mit den Optionstönen Sexte und Sekunde, die mit dem Rhythmus der „Bossa-Clave“ gespielt werden.
Die Figur auf Seite 14 hat wieder mal den Rhythmus der „Cascara“-Figur und bei den Übungen 14b) und 14d) ein paar Wechselnoten. Die dazu notierte Begleitfigur mit einer Struktur von zwei punktierten Vierteln und 1 Viertelnote (= 3-3-2) ist ja auch ein ganz typischer Rhythmus.
Die Noten mit den kleineren Köpfen (= leiser) sollten mit einem „Upstroke“ und die normal großen direkt danach mit einem „Downstroke“ ausgeführt werden. Ohne diese Bewegung läßt sich ein Unterschied der Dynamik im schnellen Tempo eigentlich gar nicht realisieren.
Die Aufgaben der Hände werden auf Seite 8 („Afro-Clave“) und Seite 11 („Partido Alto“) ja noch getauscht, auf Seite 14 allerdings nicht mehr, weil mir das bei der „Cascara“-Figur einfach nicht gefiel – das Spielen hat nicht so richtig Spaß gemacht. Der Tausch läßt sich zwar machen, das Ergebnis klang aber eben sehr konstruiert. Auch eine Übung sollte die Klangstäbe des Instrumentes auf eine Weise zum Singen bringen, die Appetit auf das Spielen der Figur an sich macht und zugleich das Verfeinern der handwerklichen Fähigkeiten ermöglicht. Darum geht es ja hier.
Unabhängigkeit (Seite 17-18)
Bei der Übung auf Seite 17 sollen die Noten auf dem Offbeat (= das ist die Zählzeit + zwischen den Taktzahlen) mit einem Akzent gespielt werden, was am Besten mit einem „Downstroke“ funktioniert, während die Noten dazwischen beim Takt auf 2 und 4 (in der Melodie) etwas leichter mit einem „Upstroke“ ausgeführt werden sollen.
Ich habe sie zwar mit Achtelnoten notiert, ihren besonderen Drive und den richtigen Groove bekommt die Übung allerdings erst, wenn sie nicht mit geraden Achteln, sondern im Shuffle-Rhythmus gespielt wird.
Auf Seite 18 kann ein Akzent sowohl auf der zweiten Note der Triole als auch auf der dritten Note der Triole gespielt werden. Beides klingt gut. Die Figur kann auch ohne Akzent ausgeführt werden.
Unabhängigkeit (Seite 19-24)
Die Figuren von Seite 19-23 mit dem „Paradiddle“ sollten alle mit Betonung auf dem „Offbeat“ gespielt werden. Das funktioniert am Besten mit dem Up- und Downstroke, wobei der Downstroke im Prinzip nur ein (geführtes) Fallenlassen des Schlägels sein sollte. Das genügt, um die gewünschte Betonung zu erzielen. Die Ausholbewegung beim Upstroke sollte möglichst ohne Anheben das Unterarms ausgeführt werden, also mit einer Rotationsbewegung, bei welcher nur der aktive Schlägel in die Höhe geht. Je größer die Intervalle werden, desto stärker werden die Handgelenke beansprucht. Das alles ist eben auch Gymnastik, deshalb bitte unbedingt mit Vorsicht und behutsam damit anfangen. Die Figur des Dreiklangs auf Seite 24 arbeitet mit einem verschobenen „Paradiddle“ (= Radiddlepa) und auch hierbei können wieder alle Offbeats (= Zählzeit +) mit einem Akzent ausgeführt werden.
? Obertonreihe + Zwölftonsystem !
Seite 15 · Dreiklang + „Sekunde“ + „Quarte“ + „Sexte“ + „Septime“ = Tonleiter
„Grundton“ (1), „Terz“ (3), „Quinte“ (5), „Septime“ (7),
„None“ (9 = 2 → Sekunde), „Undezime“ (11 = 4 → „Quarte“), „Tredezime“ (13 = 6 → „Sexte“)
Musiker müssen mindestens bis „13“ zählen können, was wohl eher nichts für Leute ist, die lieber an „Aber“ glauben wollen. Das sogenannte „Zwölftonsystem“ basiert auf einem einfachen natürlichen Phänomen, was phys(ikal)isch (= Obertongesang*) meßbar und leicht nachzuvollziehen ist. Halbiert man eine schwingende Saite hört man die Oktave, ein Drittel ergibt die Quinte, ein Viertel ist die Doppeloktave, bei einem Fünftel erklingt die Dur-Terz. Musik ist eine völlig logische Disziplin, die eine ganze Menge mit Mathematik zu tun hat und gleichzeitig voller Emotion steckt. Na, und für „Marimba“-Spieler ist „Fünf vor Zwölf“ ohnehin nicht nur eine Zeitangabe.
* Sowohl physikalisch als auch physisch läßt sich das messen, denn Obertöne singen kann wirklich jede(r). Man muss allerdings ein bißchen üben, bis man ein Gehör für die Obertöne in der eigenen Stimme entwickelt. Die Vokale „o“ und „a“ sind am Besten dafür geeignet und das Ganze wirkt sogar sehr entspannend, weil man sich durch das Singen eines Lautes selbst eine Klangmassage gibt.
? Akkord + Optionstöne = Tonleiter !
Der Aufbau von Akkorden (meistens ein „Dreiklang“ mit Grundton, Terz, Quinte = 1, 3, 5) und die zusätzlichen „Optionstöne“ (Septime, Sekunde, Quarte und Sexte = 7, 9, 11, 13), welche dazu gespielt werden könn(t)en und zusammen schließlich ja auch verschiedene Tonleitern ergeben, sind für das „Zwölftonsystem“ eine fundamentale Sache. Nicht nur für Komponisten ist das „Wissen um Akkorde“ (= Zusammenklänge) von Interesse, es wird spätestens dann zur Notwendigkeit, wenn es etwa darum geht, über eine bestimmte Harmoniefolge – ob nun in einer Tonart (z.B. C-Dur) oder mit „alterierten Akkorden“ – zu improvisieren. Auch wer nicht improvisieren will (mir völlig unverständlich, weil das viel Spaß macht – sowohl mit Tönen als auch rhythmisch), profitiert durch das Verständnis von Zusammenhängen beim Erarbeiten einer neuen Komposition.