Häufig ist ja von einem „Schlägelgriff“ die Rede und fast ebenso oft wird dafür der ganz ähnliche Begriff „Schlägelhaltung“ gewählt. Es ist jedoch nicht so ganz dasselbe. Beim Spielen eines Stückes oder einer Übung wird jede(r) bemerken, dass man manchmal tatsächlich mit „Muskelkraft“ – im Sinne von zupacken – greifen muss, während ein anderes Mal die richtige „Haltung“ gefragt ist und das bezieht sich nicht alleine auf den Griff.
Die drei bekanntesten „Vierschlägelgriffe“ an Marimba oder Vibraphon sind der „Burton“-Grip (nach Gary Burton benannt), der „Stevens“-Grip (nach Leigh Howard Stevens benannt) – von manchen Spielern auch neutral als „Independent“-Grip bezeichnet – und der „Traditional Crossed“-Grip (häufiger bei Spielern klassischer Musik zu sehen, interessanterweise aber nie bei Jazz-Musikern)
Den besten Griff für alle gibt es nicht, weil jede(r) mit den eigenen Händen spielt.
Wer beide Instrumente spielt, die Marimba und das Vibraphon, kommt vielleicht am Besten mit dem sogenannten „Burton-Grip“ klar (benannt nach dem Jazz-Vibraphonisten „Gary Burton“, der im Frühjahr 2017 seine „Abschiedstour“ mit „Makato Ozone“ gespielt hat). Ich spiele jedenfalls am liebsten mit diesem Griff, weil er für mich bei allen Intervallen von der Sekunde bis zur Oktave insgesamt am Besten funktioniert. Das ist aber wohl grundsätzlich eine individuelle und ganz persönliche Entscheidung, weil es natürlich auch etwas damit zu tun hat, wie die Hände (größer oder kleiner mit langen, schmalen oder kürzeren, dickeren Fingern) beschaffen sind.
? Mallets + Schlägel + Haltung !
Als Solo-Instrument werden Marimba und Vibraphon meistens mit 4 Schlägeln gespielt
Haltung bedeutet ebenfalls „Persönlichkeit“ und Charakter, so wie auch die Musik erkennbare Merkmale – Rhythmen, Akkorde – und dadurch einen bestimmten „Charakter“ haben kann. Es ist also in keinem Fall ausreichend, einfach nur ziellos, wild und ohne Auswahl „einen Haufen Töne“ niederzuschreiben und diese herunter zu spielen, um einen spezifischen Charakter zu erhalten. Das trifft ebenso für Improvisation zu, denn möglichst wild irgendwo draufzuhauen (ähnlich wie beim drauflos quatschen), führt nicht unbedingt zu einer überzeugenden Aussage.
Spontan drauflos … kann trotzdem eine spannende Sache sein, es fördert die Kreativität und bringt Erfahrung durch Ausprobieren (= „Learning By Doing“). Trotzdem: „Qualität“ ist das, was man immer auch herausarbeiten muss. Das gilt für einen Spieler ebenso wie für einen Komponisten. Ein guter Spieler kann einer nicht so recht gelungenen Komposition Leben und Charakter einhauchen, während ein schlechter (ungeübter) Spieler ein eigentlich ganz gutes Stück sogar kaputtspielen (nicht überzeugend präsentieren) kann. Das liegt nicht immer allein an der Spieltechnik, manchmal hat es auch mit der richtigen oder falschen „Haltung“ (Einstellung) zur Musik zu tun.
? Begreifen + Verstehen + Halten !
Das „Greifen“ ist zunächst etwas Physisches, was aber doch fließend (Griff → greifen → begreifen → reifen) ins „Verstehen“ übergeht, womit ein Prozeß geistiger Art gemeint ist, der zu durchlaufen ist, während mit dem Wort Haltung auch die „Einstellung“ zur jeweiligen Sache sehr gut beschrieben werden kann.
Das begreifende Verstehen führt schließlich zu einer „Haltung“ und formt dabei den Charakter sowie die Persönlichkeit. Das Wort „Haltung“ hat eine natürliche Leichtigkeit, während der „Griff“ nach anstrengender Arbeit klingt. Es wird leicht, wenn „Begreifen“ zu „Verstehen“ wurde und die richtige „Haltung“ erreicht ist.
? Üben verändert + Bildet Persönlichkeit + Formt Charakter !
Beim Spielen einer Figur oder Übung durch den „Quintenzirkel“, wie z.B. denen auf meiner Projektseite mit „Marimba-Übungen“ (mit Noten im PDF-Format), lernt man das Instrument gut kennen und erfährt nebenbei, in welcher Tonart die „Haltung“ komfortabel oder ziemlich unbequem ist und wo es am Besten klingt. Das ist einer der Gründe, weshalb ich manche Figuren durch alle Tonarten spiele: um für das Stück, an dem ich gerade (als Komponist) arbeite, einen günstigen Tonraum zu bekommen. Bei meinem Solostück „Sei Du ≈ Be Yourself“ (Tonart: D-Dur) wird mit Sicherheit auffallen, dass es durch „Spielen am Instrument“ entstanden ist.
Ob ein Stück gut liegt am Instrument, merkt man an der „Haltung“, die man beim Spielen einnehmen muss. Auch hierbei haben die unterschiedlichen Vierschlägelgriffe manchmal leichte Vor- und Nachteile. Allerdings ist „die menschliche Hand“ ein unglaublich flexibles Werkzeug und schließlich ist das Gefühl ihres Besitzers der entscheidende Faktor für die Wahl der Schlägelhaltung.
Kommentar schreiben!