Wer sich mit der „Marimba“ beschäftigt, muss sich neben der Spieltechnik für das melodisch-harmonische Schlaginstrument zugleich auch mit dem „Zwölftonsystem“ auseinandersetzen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde ein kultureller Schatz mit sehr differenzierter und faszinierender Musik für das Zwölftonsystem (welches eine physikalische Grundlage hat, die weiter unten kurz betrachtet wird) geschaffen – sowohl komponiert als auch improvisiert.
Ein grundsätzliches Verständnis der Logik von Akkorden (= Zusammenklängen) ist für diese Musik wichtig, weshalb der Umgang damit selbstverständlich sein sollte. Mit den hier vorgestellten Übungen trainiert man auch das Gehör, bekommt ein gutes Ohr für die Umkehrungen der Akkorde und lernt beim Spielen durch den „Quintenzirkel“ sein Instrument kennen.
Dreiklang-Übungen (mit 2 Mallets) und Quintenzirkel
Die Dreiklang-Figuren sind zwar relativ schnell gelernt, aber das Wesentliche ist natürlich mit ihnen auch „musikalisch“ zu arbeiten und sowohl das Tempo (groovig oder agogisch spielen) als auch die Dynamik (Crescendo/Diminuendo) zu variieren. Gestalterisch läßt sich viel damit anstellen. Die Reihenfolge durch den „Quintenzirkel“ kann ebenfalls unterschiedlich sein. Festgelegt ist allerdings der Schlägelsatz, denn es geht dabei ja auch um die Sortierung der Hände (L R R, R L L) bzw. der 4 Mallets (1 = Sopran, 2 = Alt, 3 = Tenor, 4 = Bass).
Das „Zwölftonsystem“
Das Akkordmodell auf dem das Zwölfsystem basiert, ist ein „Dur-Dreiklang mit kleiner Septime“ (Beispiel: C E G Bb = C7), der auch als Dominantseptakkord bezeichnet wird. In diesem ist neben dem Durdreiklang (C E G) ein verminderter Dreiklang (E G Bb) enthalten. Nehmen wir zu diesem C7-Akkord als weiteren Optionston die None (D) hinzu, ergibt sich ein Fünfklang (C E G Bb D = C79), in dem wiederum ein Moll-Dreiklang (G Bb D = G-Moll) zu finden ist.
In einem Fünfklang wie dem C79 (C E G Bb D = Dominantseptnonenakkord, Dur-Dreiklang mit kleiner Septime und None), der sich von den ersten acht „Obertönen“ ableiten läßt, sind bereits drei der gebräuchlichsten Grundmodelle – Dur, Moll und Vermindert – für Dreiklänge, die in der Musik mit dem Zwölftonsystem eine zentrale Rolle spielen, enthalten.
Wer Probleme damit hat, einen der genannten Dreiklänge (Dur, Moll oder Vermindert) zu identifizieren, wird vermutlich erst recht das Handtuch werfen, wenn es um das Verständnis von Vierklängen, Fünfklängen oder noch komplexeren Akkorden geht.
Marimba · Unabhängigkeit (mit 4 Mallets)
Bei der Konzeption der Übungen zur Unabhängigkeit der Hände dienten mir kompositorische Mechanismen wie in der Musik von „Johann Sebastian Bach“ als Vorlage. Die Dreiklangsfigur wird von einer Hand gespielt, während die andere harmonisch passend begleitet und dann werden die Motive der beiden Hände einfach getauscht, so wie es etwa bei den zweistimmigen Inventionen oder den Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier der Fall ist.
Symmetrisches „Zirkeltraining“ für die Hände
Auf diese Weise werden beide Hände gleichermaßen trainiert. Wem die hier präsentierten Übungen allzu selbstverständlich erscheinen, wird beim Spielen feststellen, dass sie es keineswegs sind. Vielmehr sind sie strukturbildend und eine Herausforderung.
Die zweite Unabhängigkeitsübung („4 zu 2“ · Achtel zu Vierteln) spiele ich am liebsten mit einem Akzent auf dem Offbeat (= Zählzeit +) im Shuffle-Rhythmus, was sehr gut als Aufwärmübung funktioniert und wegen dieser Phrasierung, die man eigentlich nur mit „Upstroke“ (= Beat, Takt) und „Downstroke“ (= Offbeat, Gegentakt) hinbekommt, eine echte Killerübung ist!
Ob nun „klassisch gerade“ oder mit einer etwas anderen „Rhythmik und Phrasierung“ gespielt, wie es die Sprache des Jazz erfordert – wer sich mit Harmonielehre beschäftigt und von diesen drei Grund-Akkorden (Dur, Moll, Vermindert) ausgeht, erarbeitet sich eine solide Grundlage zum Verständnis des Zwölftonsystems sowie zum Spielen seiner Musik.
Hans
Eine sehr hilfreiche Seite, vielen Dank!!!!!!!!
Hat mich bei einer Musikarbeit gerettet!!!
Gute Arbeit weiter so!!!!!! 😉