Die Verabreichung eines Medikamentes (= Medikation) und in einem natürlichen, tief entspannten Zustand (= Meditation) zu verweilen unterscheidet unsere Sprache mit nur einem Buchstaben.
Läßt man diesen (k oder t) einfach weg, ergibt sich schon ein neuer Zweck. Alles hat einen Sinn und gerade wenn nichts vorhanden ist, hat das im Falle dieses Wortes sogar einen ganz besonderen Sinn.
Ein Wort mit drei Variationen bringt es auf den Punkt.
1. Medi k ation, 2. Medi t ation, 3. Medi ation
! k, t oder nix ?
1. Medikation 😉 Hilfreich bei körperlichen Störungen und ohne weitere Erklärungen verständlich. Die Verabreichung des richtigen Medikamentes kann lebensrettend sein. Wer jedoch sein „chemisches“ Glück in Tabletten sucht, übertreibt es wahrscheinlich.
2. Meditation 😉 Hilfreich bei Störungen im Geist, dem Bewußtsein oder wie man es sonst bezeichnen will. Auch auf diesem Gebiet ist eine umfassende Ausbildung sehr nützlich und absolut lohnenswert.
3. Mediation 😉 Konfliktbewältigung: Vermittlung zwischen zwei Konfliktparteien, die durch einen sogenannten Mediator erfolgt. Das Ziel ist eine selbstbestimmte, einvernehmliche und konkrete Regelung des Konfliktes.
! Konflikte erfahren ?
Konflikte, die zwischen der Außenwelt und der eigenen Innenwelt auftreten können (Selbstwahrnehmung ?! Fremdwahrnehmung) oder diverse Unstimmigkeiten, die es ja auch schon mal zwischen Körper und Geist geben kann, sind ganz natürliche Vorgänge, die wahrscheinlich so gut wie jede(r) aus eigener Erfahrung kennt.
„Vier Augen“ · 1. Januar 1993
„Vier Augen“ … sehen mehr als zwei. Wobei es ja nicht allein um das Sehen – die optische Wahrnehmung – geht, sondern im Wesentlichen um richtiges Verstehen. Also darum, wie Dinge zusammenhängen. Was durch kulturell geprägte Traditionen oder Sichtweisen stark beeinflusst sein kann.
? Das einzige Problem ist, damit richtig umzugehen !
Um die Weisheit, die selbst in jeder Störung liegt, zu erkennen, bedarf es einer korrekten Vermittlung (= Mediation) zwischen dem Erlebnis, dem Vorgang des Erlebens und demjenigen, welcher es erlebt.
Konflikte sind nicht immer zu vermeiden, sobald man sie jedoch als einen Lernprozeß auffassen kann, ist man fast direkt auf der „Gewinnerseite“ und akzeptiert sie als notwendige Erfahrung, die unvermeidlich für Entwicklung ist.
? Sitzen · Entspannt und aufmerksam zugleich !
Entspannt aufrecht zu sitzen, dabei den Atem natürlich fließen zu lassen, während alle Gedanken frei wie Wolken am Himmel vorbeiziehen – niemand würde auf die Idee kommen Wolken festzuhalten – ist durchaus etwas Angenehmes.
In einer Sitzposition, wie dem halben „Lotussitz“ – mit rechtem Fuß auf dem linken Bein – zu sitzen und einfach mal alles so zu lassen, wie es eben ist, kann schon an sich sehr befreiend sein. Beide Knie sollten dabei den Boden berühren, dann ist es eine sehr stabile Sitzposition. Wer so nicht sitzen kann, nimmt einfach einen Stuhl.
Denn das Entscheidende sind nicht die verknoteten Beine, sondern innezuhalten und sich mal eine bewußte Pause vom „alltäglichen Rausch“ zu gönnen. Selbst kurze Auszeiten mit dieser einfachen Methode können zu einer entspannteren Grundhaltung führen.
Wer denkt, so etwas sei reine Zeitverschwendung, liegt falsch. Denn es ist eine aktive, sehr bewußte Tätigkeit, bei der tatsächlich echte, freie Zeit entsteht: man läßt wirklich mal ein Stück Zeit frei von jeglicher Geschäftigkeit, ohne dabei an etwas festzuhalten.
› Loslassen … eine (ent)spannende Aufgabe ‹
› Aufgeben … eine (ent)spannende Lösung ‹
! Was ist Meditation ?
Es gibt viele gute Methoden, die zu Entspannung führen oder für ein besseres Wohlbefinden sorgen, deshalb aber noch nicht unbedingt als „Meditation“ bezeichnet werden müßten.
Der Begriff wird beinahe inflationär für alle möglichen Tätigkeiten mit ganz unterschiedlicher Zielsetzung verwendet. Häufig wird auch Kontemplation (tiefes Nachdenken) mit Meditation in ein- und denselben Topf geworfen, was ich auch nicht ganz passend finde.
Die Frage, was Meditation überhaupt ist, ist deshalb durchaus berechtigt.
Meditation ist im „Buddhismus“ etwas ganz Selbstverständliches und es gibt verschiedene Formen davon. Zudem hat sie ein klar definiertes Ziel, welches von dem tibetischen „Lama Gendün Rinpoche“ mit einem einzigen kurzen Satz ebenso umfassend wie präzise so ausgedrückt wurde:
„Meditieren bedeutet, der wahren Natur aller Erscheinungen gewahr zu werden.“
Aus: Herzensunterweisungen eines Mahamudrameisters (S.137), Theseus-Verlag
Das hört sich zwar sehr einfach an, hat jedoch tiefe Bedeutung. Aber eine bessere, auf das Wesentliche konzentrierte Definition kann ich mir kaum vorstellen. Sie entspricht einem Geist, der nichts anderes zu verwirklichen beabsichtigt, als eine klare Sicht über die Beschaffenheit der Welt.
? Die Beschaffenheit der Welt !
Über „die Beschaffenheit der Welt“ gibt es eine Menge Wissen und nach wie vor eine Menge Unbe- bzw. Uner-kanntes.
Es ist ganz logisch, dass es aufgrund der vielfältigen Sichtweisen und Interpretationen in verschiedenen Kulturen große Unterschiede in der Wahrnehmung gibt, wenn es etwa um letztendliche Wahrheiten geht.
Alles hat mit individuellen Erfahrungen, der Prägung durch die Tradition, dem allgemeinen Wissenstand oder auch der dominierenden Religion in einer Region zu tun.
„S ICH T“ · 23. Juli 1993
Für ein generelles Verständnis eigentlich nahezu jeder Situation halte ich die „Mengenlehre“ für ein hilfreiches Modell.
Im Prinzip geht es darum, dass es eine absolute Gesamtmenge gibt, die alles enthält, sowie Teilmengen und verschiedene Schnittmengen zwischen diesen.
Problematisch wird es immer dann, wenn eine Teilmenge alles vereinnahmen will (eine Krankheit wie Krebs), damit das ganze System aus dem Gleichgewicht bringt, bis es schließlich kollabiert und zerstört wird.
Medi k ation · Medi t ation · Medi ation
Alle drei Varianten dieses Wortes – „Medikation“, „Meditation“ und „Mediation“ – befassen sich im Grunde mit einem ähnlichen Vorgang und sind der Versuch mit verschiedenen Ansätzen – durch 1) wirkungsvolle chemische Substanzen, durch 2) geistige Arbeit oder durch 3) intensives Miteinander reden – in einem Konflikt zu vermitteln, um diesen zu überwinden und wieder ein ausgewogenes Gleichgewicht herzustellen.
Um nochmals das Beispiel der Mengenlehre zu bemühen: einer Teilmenge muss klarwerden, dass sie nicht die Gesamtmenge ist, diese daher nicht repräsentieren kann und sich in diesen Kontext einfügen muss, um nicht das ganze System und damit auch sich selbst zu zerstören. Im Englischen gibt es den Begriff „to fit in“, was im übertragenen Sinne sowas wie „sich einfügen“ bedeutet. Wer sich für fit hält, mag seine Fitness vielleicht auch einmal aus diesem Blickwinkel betrachten, wodurch bestimmt ganz neue Einsichten entstehen.