Normalerweise ist die Metapher „Fünf vor Zwölf“ ein Ausdruck dafür, dass es allerhöchste Zeit und dringend ist, sich mit einem bestehenden Problem zu befassen. Die „Katastrophe von Tschernobyl“ und das havarierte „Atomkraftwerk von Fukushima“ sind wohl Anlass genug, allmählich umzudenken und in eine regenerative Energiezukunft zu investieren. Die Lösung für das Energieproblem eines Musikers wird jedoch nie aus einem Kraftwerk kommen, denn die Energie und der Antrieb zum Musizieren muss von jedem selbst aufgebracht werden.
Ein Marimba-Spieler befindet sich dabei in folgender Situation: Zumeist steht der/die Spieler(in) mit vier Schlägeln (= 5) am Instrument vor einem Zwölftonsystem (= 12). So betrachtet ist die Situation also eigentlich immer „Fünf vor Zwölf“, wobei Spieler an der Marimba versuchen, die richtigen Töne mit der erforderlichen Stärke anzuschlagen, damit es möglichst gut klingt.
Für einen Marimba-Spieler bedeutet „Fünf vor Zwölf“ daher nicht, dass es fast zu spät ist oder in Kürze Mittagessen gibt, sondern, dass sein Instrument zu spielen jedes Mal eine Herausforderung ist, denn niemand kann zweimal dasselbe Stück spielen. Musik ist eine gegenwärtige Kunst, passiert immer „JETZT“ und es bedarf einer ungeheuren Energie, die ein musizierender Mensch aufbringen muss, damit sich Musik durch ihn ereignen kann.
„Fünfer-Team“ · Marimba-Spieler mit vier Schlägeln
Jemand, der energisch genug geübt hat, kann seinen Zuhörern einen Hörgenuss bereiten, was als eine kulturell bereichernde Erfindung und vielleicht sogar als eine der interessantesten Errungenschaften der letzten Jahrhunderte bezeichnet werden kann. Die Verwendung eines Zwölfton-Systems mag analog zu den zwölf Monaten des Jahres zusätzlich dazu inspirieren, eine musikalische Kultur zu jeder Zeit (des Jahres) zu pflegen.
Aus physikalischer Sicht ist die ganze Welt „Schwingung“ und eine facettenreiche, spielerische Musikkultur ist eine mögliche und folgerichtige Konsequenz einer sich der Natur der Dinge bewusster werdenden Menschheit. Manche „Schwingung“ ist jedoch zu vermeiden, besonders wenn sie „radioaktiv“ und von daher für das Leben sehr gefährlich ist.
Zu spät oder zu früh ist für den Musiker eine rhythmische Frage und für sein Handwerk elementar. Die Zeit zu handeln ist dabei die Gegenwart, also immer: „JETZT!“ und jeder Musiker versucht nichts Anderes als (durch Übung) seine Beschränktheit zu besiegen, um diese Gegenwart dann mit Qualität ausfüllen und etwas „geben“ zu können. Nein, Musiker führen keine Kriege und wollen nichts „kriegen“, sondern etwas geben: ein unterhaltsames, interessantes und abwechslungsreiches Konzert. Entweder mit einem Ensemble aus Freunden bzw. Kollegen oder bei einem Soloauftritt.
Ausserdem zählen Musiker (bei Harmonien) – statt an „Aber“ zu „Glauben“ – sogar am Freitag bis dreizehn und der Marimba-Spieler denkt bei sich: „wenn“ ich diese Töne anschlage, „dann“ klingt es „gut“ und jene klingen „gut schräg“ … Alles geht, je nachdem, welche Stimmung der Spieler oder die Musik ausdrücken will.
Musik ist ein künstlerisches Handwerk und sehr arbeitsintensiv, aber dennoch auch eine sehr spielerische Disziplin, die den Akteuren zugleich viel Raum für individuelle Gestaltung läßt.
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