Die Schlagzeuger der „Berliner Philharmoniker“ eröffneten am Samstag, dem 1. Dezember 2018, um 15:00 Uhr bei ihrem Weihnachtskonzert »Winter Drummerland« zusammen mit der Hornistin Sarah Willis und kleinen Überraschungen musikalisch ihre Adventszeit. Das Konzert wurde am Sonntag, dem 2. Dezember 2018, um 11:00 Uhr wiederholt und konnte (nach Anmeldung mit Email-Adresse) kostenlos über die „Digital Concert Hall“ der Berliner Philharmoniker miterlebt werden. Im Archiv ist es dort auch weiterhin zu finden und kann jederzeit erneut angesehen werden.
Winter Drummerland · Konzert(e) in der Berliner Philharmonie am 1. und 2. Dezember 2018
Foto: Manfred Menke
Neben Bearbeitungen von Brazileira (Darius Milhaud), I Got Rhythm (George Gershwin) und Winter Wonderland (Felix Bernard) für ein großes Schlagzeug-Ensemble mit Mallets, Pauken, Drumset und viel Percussion wurde Musik mit ganz typischen Instrumenten des Orchesters sowie eher ungewöhnlichem Schlagwerkzeug präsentiert, was einen ebenso unterhaltsamen wie humorvollen Einblick in die vielseitige Literatur für die faszinierende Familie der Schlaginstrumente ergab.
Nach einem witzigen Intro mit Putzwagen und zwei Putzfrauen, einem Klempner mit Werkzeugkasten und zwei Köchen (natürlich allesamt von den Schlagzeugern gespielt), die originelle Rhythmen zauberten, war die Aufmerksamkeit und Neugier des Publikums geweckt und Moderatorin Sarah Willis begrüßte alle Anwesenden, wonach das Konzert mit dem Eröffnungsstück Brazileira von Milhaud seinen Anfang nahm.
Von links nach rechts: Jan Schlichte, Raphael Haeger, Manfred Menke, Franz Schindlbeck, Rainer Seegers
Vier Schlagzeuger der „Berliner Philharmoniker“ mit Manfred Menke (Mitte) nach ihrem Weihnachtskonzert »Winter Drummerland« am 1. Dezember 2018, bei dem sie MMs außergewöhnliche Komposition „Eine kleine Tischmusik“ (Percussion-Quartett mit Kochlöffeln an Tischen gespielt) in der Berliner Philharmonie aufführten · Foto: Ralf Menke
Als zweites folgte das kraftvolle „Trio per Uno“ von „Nebojsa J. Zivkovic“ mit Großer Trommel (auf der alle gemeinsam spielen), Bongos und kuriosen „Schrei“-Gongs, was rhythmisch-dynamisch begeistert und eindrucksvoll präsentiert wurde. Danach gab es einführende Erklärungen zu den Instrumenten des Schlagzeugstückes für 9 Spieler (mit kleiner Trommel, Triangel, Becken, Tamburin, Kastagnetten, usw.) aus der komischen Oper „Die Nase“ von Dimitri Schostakowitsch, was dann mit überzeugender Routine der Schlagzeuggruppe vorgetragen und von Sarah Willis dirigiert wurde.
Schlagzeugpart aus „Die Nase“ von D. Schostakowitsch
Foto: Stephan Rabold
Trio per Uno von „Nebosja J. Zivkovic“
Foto: Stephan Rabold
„Eine kleine Tischmusik“ von Manfred Menke
Foto: Stephan Rabold
Nach dem Schlagzeugpart aus „Die Nase“ bekamen die Musiker überraschenderweise ganz plötzlich Hunger. Schnell wurden Servietten umgeschnallt, alle riefen laut „Mahlzeit“, dann trommelten die Musiker mit Kochlöffeln auf Tischen und stampften schließlich auch noch rhythmisch mit den Füßen auf der Bühne herum – Hä, wie bitte?! Jawoll, genauso muss das. Dieses außergewöhnliche Percussion-Stück war meine Komposition „Eine kleine Tischmusik“ (Quartett mit Kochlöffeln an Tischen gespielt), die im Wintersemester 1990/91 mit Studierenden an der „Universität Vechta“ entstand und am 14. Januar 1991 in „Vechta“ uraufgeführt wurde.
Mahlzeit! · Berliner Philharmonie
„Eine kleine Tischmusik“ von Manfred Menke
Foto: Stephan Rabold
Thematisch sehr gut passend zum Konzert der Schlagzeuger, welches im Rahmen des im Jahr 2002 von Sir Simon Rattle initiierten „Education“-Programms der Berliner Philharmonie stattfand, war auch das nächste Stück: „I Got Rhythm“ von „George Gershwin“. Denn Rhythmus kann jede(r) – jede(r) hat Rhythmus, weil man sich im Prinzip eigentlich nur bewegen muss, wodurch unmittelbar eine gewisse Rhythmik entsteht, was man sich im Grunde nur wirklich bewußt machen muss.
Auch ein weihnachtliches Lied zum Mitsingen durfte nicht fehlen und dazu kamen zahlreiche „Schneeflocken“ – ganz in Weiß gekleidete Schüler(inn)en der Märkischen Grundschule und der Staatlichen Europa-Schule in Berlin – leise hereingeschneit, die ebenso wie das Publikum beim von Wieland Welzel arrangierten Lied „Leise rieselt der Schnee“ mitsangen.
Das Motto des weihnachtlichen Konzertes der Schlagzeuger – „Winter Drummerland“ – ist eine Ableitung vom englischen Song „Winter Wonderland“ von Felix Bernard, der als instrumentale Bearbeitung für Mallets (Glockenspiel, Xylophon, Vibraphon und Marimbas), mit Sarah Willis (Horn) und natürlich wieder mit ganz viel Schlagzeug (Drumset, Pauken, Congas, diverse Percussion) als letztes Stück des Konzertes gespielt wurde.
Im Verlauf des Konzertes wurde das Publikum desöfteren von Sarah Willis aufgefordert, rhythmische Figuren am eigenen Körper (= Body-Percussion) zu produzieren. So sollten auch alle beim letzten Musikstück die bewegte und bewegende Choreographie der „Schneeflocken“ mitmachen, was eine stimmungsvolle gemeinsame Aktion zum Abschluß des Konzertes war.
Walking In A Winter Drummerland mit „Schneeflocken“
Konzert der Schlagzeuger der Berliner Philharmoniker und Gäste
Foto: Stephan Rabold
Für Sarah Willis (Horn und Moderation) sind Schlagzeuger die „Superheroes“, weil sie in der Tat mit ihren zahlreichen Instrumenten und Geräuschgeneratoren viele spannende Gewürze in die Musik bringen. Dass bei dieser Vielfalt auch der Spaß am Rhythmus nicht zu kurz kommt und Schlagzeuger über eine bemerkenswerte Koordination verfügen, liegt daher in der Natur der Sache (die können gar nicht anders), was gleichermaßen für Überraschungen und gute Laune im Konzert sorgte.
„Wenn die Berliner Philharmoniker …“ Artikel in der „OV“ vom 27. Dezember 2018
Vor diesem Konzert war ich tatsächlich noch nie in der „Berliner Philharmonie“, was angesichts des umfangreichen hochkarätigen Programms sicher ein großes Versäumnis ist. Aber nun beim allerersten Besuch in der Philharmonie in Berlin ein Konzert erleben zu können, bei dem meine bekannteste Komposition – „die mit den Kochlöffeln“ – gespielt wurde, war ein besonderes Vergnügen.
Hans-Peter Krause
Na das ist ja mal ein Ding – Du, inmitten der Berliner Schlagzeuger-Truppe! Schönes Foto…
Ich gratuliere Dir zu der Aufführung der Tischmusik in der Berliner Philharmonie. Das ist ja quasi der Ritterschlag für die Komposition!
Übrigens hat Dein Marimba-Solo „Feierabend“, welches ich am letzten Sonntag (9. Dezember 2018) unter seinem Ergänzungstitel „Erfülltes Leben“ aufgeführt habe, ebenfalls große Begeisterung ausgelöst. Ist halt auch ein schönes Stück.