Wer sich mit „Konstantin Wecker“ zu einem Gespräch verabredet, trifft auf einen Künstler (Musiker, Liedermacher, Komponist, Schauspieler, …), der auch sehr politisch ist. Allerdings haben sowohl die bildende Kunst (= Malerei, Skulptur, etc.), die Kunst der Worte (= Dichtung) als auch die mit Tönen und Geräuschen arbeitende Kunst (= Musik) eine gewisse politische Dimension, wenn sie aussagekräftig sein wollen oder sind. Sowohl künstlerisch-poetische Werke oder Betrachtungen als auch wissenschaftliche Analysen von Situationen können generell politisch instrumentalisiert werden oder tatsächlich dem Wohle der Allgemeinheit dienen, was nicht automatisch dasselbe ist.
Die wirklich schönen Augenblicke sind nicht die, wo man mal kurz gut drauf ist, sondern jene der Ich-Losigkeit, wo man einfach nur da ist und aufgehoben ist in allem.
Zitat aus Artikel: „Nationalismus wird uns immer ins Elend führen“ (15. August 2018, Telepolis bei Heise online)
Ein Gespräch mit Konstantin Wecker über Kunst, Politik und linken Populismus oder Nationalismus
Das fast einzige Problem, was jedes Individuum haben kann, ist die Sache mit dem „ICH“, weshalb ein Zustand der Ich-Losigkeit, wie „Konstantin Wecker“ ihn beschreibt, die schönsten Augenblicke überhaupt erst ermöglicht. Wer eine starke Verbundenheit zu Anderen fühlt oder eine tiefe Verbindung zu seiner Umwelt spürt, wird die Verantwortung für eigene Handlungen anders einschätzen und auf eine andere Weise übernehmen, als jemand, welcher dem Wahnsinn eines abgegrenzten „ICHs“ verfallen ist und daher im Prinzip nur egoistisch motiviert agieren kann.
Konstantin Wecker (2018)
Anders als „Konstantin Wecker“ denke ich allerdings, dass ein Zustand der Verbundenheit – was der Überwindung der Illusion des Getrenntseins entspricht – sich sehr wohl mit großer Klarheit erkennen, wiederholt erleben und kultivieren läßt. Insbesondere durch Methoden der Meditation, aber auch durch eine ehrliche Betrachtung der Bedingungen der eigenen Existenz, was gleichbedeutend mit wirklicher Bildung – die Ausgewogenheit zwischen Intellekt und Intuition, ICH und WIR sowie Verstand und Gefühl – und die Entwicklung zu einem verantwortungsvollen Erwachsenen ist.
Kunst kann inspirieren, Mut machen, Haltung zeigen, Anregungen bieten. Wer und wie oder was man sein will, muss jedoch immer noch jede(r) für sich selbst ganz allein herausfinden. Bei allen Selbstfindungsversuchen wird es nebenbei allerdings höchste Zeit – wenn es nicht bereits fünf nach Zwölf ist – den Tatsachen ins Auge zu sehen und festzustellen, dass wir unseren blauen Planeten längst in einer Weise ausbeuten, der die Grundlage unserer Existenz gefährdet.
So gesehen ist nun auch Politik tatsächlich eine Form der Kunst, die in den letzten Jahrzehnten vielfach von ungeeigneten, unfähigen … um nicht zu sagen: egoistisch motivierten … Leuten organisiert wurde, die sich für klüger hielten/halten als sie tatsächlich waren/sind und leider zu häufig entweder große Konzerne oder die eigene Nation hofier(t)en. Zweidimensionale Flachpolitik auf einem kugelförmigen Planeten – äh, vielleicht leben wir ja doch auf einer Scheibe.
Die Abschottung einer Nation (= „Nationalismus“) und die brutale Internationalisierung regionaler Ressourcen und Qualitäten durch global agierende Konzerne (= „Globalismus“) sind zwei gegensätzliche Extreme, die beide eine konstruierte, unnatürliche Ordnung darstellen/herstellen und hundertprozentige Kontrolle wollen, was jedoch in einem grundsätzlichen Widerspruch zum natürlichen Fließen aller Dinge und der Relativität aller Grenzen steht.
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